Spell, Olaf
(Hans-Jörg Friedli)
Olaf Spells Begeisterung für die Zauberkunst entwickelte sich schon im Vorschulalter. Als Knirps soll er beim monatlichen Besuch des Clara-Varietés in Basel regelmässig geweint haben, wenn kein Zauberer auftrat. In der Primarschule war er bereits eifrig magisch tätig. Der Zufall wollte es, dass er ins Rosental-Schulhaus kam, direkt neben dem Platz der jährlich stattfindenden Basler Herbstmesse. Nach der Schule oder an schulfreien Nachmittagen pflegte er stundenlang vor "Martinos Schaubude" zu stehen. Dort lernte er das Ringspiel kennen, erriet die Existenz des Schlüsselringes und liess sich von einem Schlosser einen Satz Ringe herstellen.
Sein erstes Zauberbuch war ein Buch von Robert Robin, das er für 80 Rappen in Basels "Zauberlädeli" erwarb. Daraus lernte er unter anderem den Rauchpokal.
Seine Requisiten bastelte Hans-Jörg soweit als möglich immer selber. Im Alter von 11Jahren hatte er seinen ersten Auftritt. Er hatte das Glück, weder Lampenfieber noch Hemmungen vor einem Auftritt zu kennen. Mit 16 Jahren folgte die erste grössere Vorstellung auf einem Schiff und mit 18 der erste bezahlte Auftritt.
Das Jahr 1947 brachte eine Wende in sein Zauberleben. Der Basler Rene Kämpfer gründete den "Hofzinser-Zweig", eine unabhängige Vereinigung, die nicht dem Magischen Ring des Schweiz (MRS) angeschlossen war. Doch auch MRS-Mitglieder machten beim Hofzinser-Zweig mit, so zum Beispiel J. N. Teroga. Bald ging der Zweig, trotz seines klingenden Namens, den Weg aller solcher Nebenvereine und Hans-Jörg trat 1948 dem MRS bei.
1949 besuchte er seinen ersten Kongress, den Weltkongress der FISM in Amsterdam. Aus dieser Zeit stammt auchsein Künstlername, dessen beide Teile ihm von Kollegen suggeriert wurden. "Spellbound" war ein bekannter Hitchcock Film und ein Kollege rief Olaf das Wort nach einer Zaubervorstellung zu. Wie vielen anderen war ihm das Verb "to spell" nur im Sinne von "buchstabieren" vertraut, und nicht die Bedeutung "Zauberspruch" des Substantivs "spell". Den Namen "Olaf" schlug ihm dann ein anderer Kollege vor.
Am nachhaltigsten beeinflusst wurde Olaf Spell von J. N. Teroga und Alphonse Spony. Von Teroga lernte er die ersten Fingerhutmanipulationen. Er baute sich eine kleine Nummer mit einem Tuch und Fingerhüten auf, die zu seinen erfolgreichsten Darbietungen gehörten. Als Teroga, der Olaf Spells zeichnerische Fähigkeiten als Bauzeichner kannte, ihm ein Buch über Cartoons gab, entschloss er sich, das Schnellzeichnen zu erlernen und sich eine Nummer zurechtzulegen, die er als Zweitnummere anbieten konnte. Neben seinen Auftritten als Allroundzauberer und Schnellzeichner betätigte sich Olaf Spel, der nach der Aussbildung als Bauzeichner das Technikum besuchte und Architekt wurde, im Laufe der Zeit vermehrt auch als Conférencier.
1950 war Olaf Spell Gründungsmitglied des Zauberrings Basel. Er entwarf das seit 1960 vom MRS verwendete Logo und gestaltete während über 25 Jahren als Redaktor die Vereinszeitschrift Hokus Pokus des MRS. Dafür wurde ihm 1969 die Ehrenmitgliedschaft des MRS verliehen.