Oehler, Andrew
Andrew Oehler, geboren in Alstadt in Frankfurt am Main, war der Verfasser der ersten in Amerika publizierten Autobiographie eines Zauberkünstlers.
Als eines von zehn Kindern eines Exportkaufmannes geboren, wurde er mit zehn Jahren zu einem Schneider in eine dreijährige Lehre geschickt. Mit 13 riss er von zu Hause aus und ging nach Strassburg, wo er während anderthalb Jahren bei einer mit einem vermögenden Mann verheirateten Schwester verbrachte.
Mit 15 reiste er in die Schweiz, 1796 über Italien nach Frankreich, wo er in Paris mit einem 60-Jährigen deutschen Schneider eine erfolgreiche Partnerschaft einging. Mit dem erwirtschafteten Geld erwarben die beiden einige Häuser in Paris. Nachdem er sich mit der vierundzwanzigjährigen Frau seines Partners eingelassen hatte und die Affäre aufflog, wurde er ins Gefängnis gesteckt. Sein Partner beabsichtigte, sich durch die Aneignung des Besitzes von Oehler zu entschädigen. Nachdem die den beiden Partnern gehörenden Gebäude durch einen Brand zerstört worden waren, war für ihn jedoch nichts mehr zu holen und Oehler wurde schliesslich freigesprochen.
Völlig mittellos und verzweifelt wollte er sich erschiessen. Nachdem er bereits einen Abschiedsbrief geschrieben hatte und sich in einem Vorgarten die Pistole auf die Brust setzte, trat eine alte Dame durch das Gartentor und sprach ihn an. Da kam er wieder zur Besinnung und gab sein Vorhaben auf. Er verpflichtete sich als Husar und kämpfte im Elsass gegen die Deutschen. 1798 desertierte er mit zwei Kameraden und floh in die Schweiz.
Ende 1799 reiste er von Bremen aus nach Baltimore. In den folgenden Jahren reiste er durch Nordamerika und verdiente sich den Lebensunterhalt als Schneider und mit dem Bau und der Vorführung von Heissluftballons. Nachdem sich in New Orleans bei einer Demonstration eines Heissluftballons einer seiner Mitarbeiter mit den ganzen Einnahmen aus dem Staub gemacht hatte, lernte er auf der Suche nach Verdienstmöglichkeiten von einem alten Bekannten zaubern.
Mit 24 begann Oehler 1805 seine Karriere als Showman. (Geisterscheinungen mit Hilfe der Projektion von Bildern auf Rauch). In Mexico City waren sein Heissluftballon und die Demonstration eine Blitzableiters riesige Attraktionen. Um eine neue Attraktion zu bieten, erwarb er eine Magische Laterne für eine eigene Vorführung von Robertsons "Fantasmagorie", die er während seiner Zeit in Paris kennengelernt hatte. Er lud den Gouverneur und weitere Führungspersönlichkeiten zu einer Vorstellung ein, bei der er den Geist eines Verstorebenen erschienen liess, der zu den Anwesenden sprach. Nach der Vorstellung wurde er ins Gefängnis geworfen und erst nach einigen Monaten wieder befreit, als ein spanischer Adliger den Gouverneur überzeugt hatte, dass es sich bei der Geisterscheinung bloss um eine Illusion gehandelt habe.
Oehler kehrte Anfang 1807 nach New Orleans zurück, wo er verschiedene Geschäfte tätigte und weitere abenteuerliche Reisen unternahm. 1810 liess er sich in New Jersey nieder, wo er nur noch in seinem erlernten Beruf als Schneider tätig war.
BiografieAdventures and Unparalleled Sufferings of Andrew Oehler, Trenton, New Jersey, 1811.
2007 als Nachdruck von Kessinger Publishing, Whitefish, MT, herausgegeben.