Marvelli, Fredo
(Friedrich Jaeckel)
Fredo Marvelli quede in Schlesien als Sohn eines Oberförsters geboren. Nach dem Willen seiner Eltern sollte er Theologe werden. Doch weder das Knabenkonvikt noch das Gymnasium konnten ihn begeistern, so dass er schliesslich zu einem Zahnarzt in die Lehre geschickt wurde.
In dieser Zeit erlernte er seine ersten Kartenkunststücke und mit 18 gab er an einem bunten Abend seine erste öffentliche Vorstellung, die zu einem Desaster wurde. Trotzdem übte er danach verbissen weiter.
1923 bewarb er sich bei einem kleinen Zirkus, mit dem er während sechs Monaten umherzog.
1924 beschloss er endgültig, die Zauberkunst zu seinem Beruf zu machen. Da in den Varietés Illusionen gefragt waren, beschaffte sich Marvelli einen Kastenzur Vorführung der zersägten Jungfrau. Als er aus dem Theater geworfen wurde, weil die Vorführung der Illusion misslang, wurde ihm klar, dass er nie ein mit mechanischen Geräten arbeitender Illusionist werden würde.
1925 lernte er den ungarischen Zauberkünstler Carmelli kennen. Dieser lehrte ihn, dass nicht Tricks sondern die Vorführung und die Persönlichkeit des Künstlers die wahre Kunst ausmacht und ihn ermutigte, seinen eigenen Weg als Zauberkünstler zu gehen.
So begann Marvelli in einem Hotel in Garmisch Vertreter der besseren Gesellschaft zu unterhalten. Der Erfolg seiner mit gefälligen Vorträgen präsentierten Salonmagie war so gross, dass er in den folgenden acht Monaten von vielen anderen Hotels für Auftritte verpflichtet wurde. Danach kehrte er nach Garmisch zurück und studierte seine Kunststücke neu zu Musik ein.
Der Erfolg des neuen Programms war überwältigend und Marvelli konnte sich in Garmisch ein Haus kaufen, in dem er ein Laboratorium einrichtete, in dem er neue, auf physikalischen und chemischen Prinzipien beruhende Zaubertricks entwickelte.
Nach Reisen durch Italien, wo er nach einigen Anfangsschwierigkeiten ebenfalls grosse Erfolge feierte, ging er nach Berlin, wo es ihm gelang, einen Konzertsaal für seine Vorstellungen zu mieten. Dies brachte ihm den Durchbruch, der ihm Engagements in Stockholm, Paris, Madrid und Wien verschaffte.
In Wien führte Ottokar Fischer ihn in die Tradition der Hofzinserschen Kunst ein.
1936 unternahm Marvelli eine Reise nach Südamerika. Um 1938 hatte er alles erreicht, wovon er je geträumt hatte: überwältigenden Erfolg, Auslandreisen, Spitzengagen und die Anerkennung seiner Kollegen.
1942 wurde ihm die Berufserlaubnis entzogen. Dank einflussreicher Freunde gelang es ihm, sich der Gestapo zu entziehen und zunächst nach Nordafrika, danach nach Athen zu reisen. Nach Berlin zurückgekehrt musste er erneut fliehen. Er hielt sich in Prag auf, wo er bei Kriegsende von den russischen Truppen in ein Gefangenenlager gebracht wurde. Dort gelang es ihm dank seiner Zauberkunststücke, einen Passierschein in die Freiheit zu bekommen.
1945 nach Berlin zurückgekehrt machte sich Marvelli daran, sich eine neue Karriere aufzubauen. Mit einem neuen Programm, in dem er unter anderem sein "lebendes Schlangenseil" vorführte, startete er in deutschen Badeorten seine zweite Karriere, die ihn bald in alle grossen Städte Deutschlands führten.
1950 liess er sich einen komfortablen Wohnwagen bauen. 1952 fuhr er über Barcelona und Valencia zu einem Auftritt zum Sultan von Marrakesch nach Marokko. Südlich von Valencia entdeckte er Benidorm. Von Marokko zurückgekehrt, begann er sich mit dem Gedanken zu befassen, auf dem Höhepunkt seiner Karriere abzutreten und sich in Benidorm niederzulassen.
Nach einer weiteren erfolgreichen Tournee durch Deutschland zog er sich 1955 von der Bühne zurück und übergab seinen Namen und seine Nummer mit allem was dazugehörte an Olaf Becher-Rico, der von da an als Marvelli Jr. auftrat.