Lassaigne, Auguste
Auguste Lassaigne wurde in einer wenig begüterten Familie in Toulouse geboren. Bis zum Alter von 12 Jahren besuchte er die Schule einer christlichen Bruderschaft, die Kindern der Armen eine kostenlose Bildung, insbesondere in Religion ermöglichte. Der Katechismus wurde als unerlässlich betrachtet, um Vorgänge des übernatürlichen zu verstehen, zu dem sich Lassaigne unwiderstehlich hingezogen fühlte.
Die Eltern schickten ihn dann zu einem Schneider in die Lehre. Diese brach er nach 18 Monaten ab, da er es nicht aushielt, stundenlang mit gekreuzten Beinen bewegungslos dazusitzen. Danach arbeitete er in einer Stoffdruckerei. In seiner Freizeit las er Märchenbücher wie Tausend und eine Nacht, wodurch seine Faszination für das Unbekannte, das Wundersame, das übernatürliche sich weiter steigerte. Seine Ersparnisse gab er aus, um Experimente und Kunststücke von Casimir Belmas zu lernen. In kurzer Zeit war er in der Lage, Wunder der Zauberkunst vorzuführen. Ein Spengler aus Nîmes baute ihm kleine mechanische Apparate für die Zauberei, mit denen er einige Erfolge erzielte. Er reiste durch die Städte Südfrankreichs und erwarb sich einen guten Ruf in seiner neuen Laufbahn. Nach drei Jahren Wanderleben kehrte er zu seiner Familie zurück, die von seinem neuen Beruf nichts wusste. Als seine Mutter davon erfuhr, weinte sie, weil sie mit den Vorurteilen der Leute nur zu gut vertraut war.
Daraufhin kehrte Lassaigne in die Fabrik zurück. Gelegentlich experimentierte er jedoch in kleinem Kreis von Freunden, zu denen auch ein Mann namens Grandel gehörte, der für die Leitung des Theaters zuständig war. Eines Morgens kam der Kassierer des Theaters zu ihm und fragte Lassaigne, ob er am nächsten Tag eine Vorstellung auf der Bühne geben könne. Trotz der kurzen Frist nahm Lassaigne den Vorschlag an. Die Vorstellung wurde zu einem Triumph. Seine Mutter, die die Vorstellung in einer Loge verfolgte, weinte erneut, aber diesmal vor Freude und Stolz. Lassagine gab fünf Vorstellungen und jedes Mal beliefen sich die Einnahmen auf über achtzehnhundert Francs, was die Direktion vor dem Bankrott bewahrte. Lassaignes kehrte später oft in seine Heimatstadt zurück und wurde stets begeistert willkommen geheissen.
1846 hatte Lassaigne, der damals nur unter seinem Vornamen Auguste bekannt war, in Toulouse den Saal der Philharmonie gemietet, in dem er seine Zauber-, Bauchredner- und Projektionsvorstellungen abhielt. Sein bemerkenswertester Trick war zu dieser Zeit die Produktion von Fischgläsern, die Philipppe einige Jahre zuvor zum Erfolg verholfen hatte. Ein Jahr später gab er zusammen mit De Linski eine Vorstellung in einem Theater in Bordeaux.
In der Zwischenzeit hatte er in Bazas ein junges Mädchen, Prudence Bernard, kennengelernt, das durch Schlafwandeln und kataleptische Zustände auffiel. Er heiratete sie und da sie sich sehr leicht "magnetisierené (d.h. durch suggestive Einflussnahme in einen Dämmerzustand versetzen) liess, trat Lassaigne (als glühender Anhänger und Verfechter der Theorie des von Mesmer postulierten Animalischen Magnetismus und dem Vorhandensein übernatürlicher Fähigkeiten von Menschen in somnambulen Zustand) mit ihr als idealer Versuchsperson auf. Im Dämmerzustand konnte sie augenscheinlich Gedankenlesen, Hellsehen und alles fühlen, was Lassaigne fühlte oder ihr suggerierte. Er pries ihre Fähigkeiten und ihre Erfolge in einer 150-seitigen Broschüre mit dem Titel "Mémoires d'un Magnétiseur", die er 1851 mit folgender Inschrift veröffentlichte: "La Prestidigitation est la Magie simulé, le Magntisme est la Magie réalisé (Die Zauberei ist die simulierte Magie, der Magnetismus ist die verwirklichte Magie).
Nachdem er in der Provinz Veranstaltungen über Magnetismus und Zauberei abgehalten hatte, kam Lassaigne nach Paris, wo er vom Direktor des Theaters in der Salle Bonne-Nouvelle probehalber für vierzehn Tage für dreissig Francs pro Vorstellung engagagiert wurde. Danach, als sich der Erfolg einstellte, wurden Lassaigne Bezüge verdoppelt und er gab vierundachtzig Vorstellungen. Anschliessend ging er nach Italien und von dort aus nach Genf.
Wie Robertson war Lassaigne auch "Luftfahrtphysiker" und absolvierte dreihundertsiebenundvierzig Aufstiege mit einem Ballon.
1856 eröffnete er in Toulouse ein Theater. In London, wo er eine Reihe von Aufführungen gab, trat er vor auch Königin Victoria auf. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich baute er ein Jahrmarktstheater auf, mit dem er durch die grossen Städte Frankreichs, Belgiens und Hollands reiste. In diesem Theater zeigte er den berühmten Gespenstertrick (Pepper's Ghost). Ausserdem engagierte er Künstler mit unterschiedlichen Talenten, um seine Show zu bereichern.
Lassaigne setzte sein Nomadenleben bis 1883 fort, als er seine letzten Vorstellungen in Paris im Concert de l'Epoque gab. 1885 verstarb er in Montpellier.