Houdini, Harry
(Erich Weiss)
Harry Houdini wurde als drittes von fünf Kindern eines Rabbiners in Ungarn geboren. Die Familie wanderte nach Amerika aus, wo Houdini aufwuchs.
Schon als Kind lernte er Schlösser ohne Schlüssel zu öffnen. Als Teenager beschäftigte er sich mit Kartenkunststücken und Entfesselungen und gab als "Cardo" oder "Eric the Great" Vorstellungen in der Nachbarschaft.
Mit 16 entdeckte er ein Buch über das Leben Robert-Houdins, das er in einem Zug durchlas und das in ihm den Entschluss reifen liess, seinen Lebensunterhalt als Zauberkünstler zu verdienen. Er änderte seinen Künstlernamen in "Harry Houdini".
Als "The Houdini Brothers" traten Harry und sein Bruder Theo überall auf, wo sich die Gelegenheit dazu bot. Mit 19 heiratete er Wilhelmina Beatrice Rahner, genannt Bess, die künftig als seine Partnerin auftrat, während Theo eine eigene Nummer aufbaute.
Da Houdini keine Engagements in Theatern bekam, reiste er umher und trat in Schaubuden und im Zirkus auf. Während dieser Zeit begann er sich intensiv mit den Möglichkeiten der Befreiung aus allen Arten von Handschellen zu befassen und erreichte, dass Zeitungen über seine Befreiung aus Polizeihandschellen berichteten.
Als Houdini in Dr. Hill's California Concert Company arbeitete, überzeugte ihn Dr. Hill, eine spiritistische Vorstellung zu geben. Houdini führte das Geisterkabinett vor und gab vor, in Kontakt mit Verstorbenen zu sein, die ihm Botschaften für die Anwesenden übermittelten. Die nötigen Kenntnisse hatte er vorher bei einem alten Einwohner der Stadt erworben. Nach sechs Monaten hörte Houdini mit den Séancen auf, da er sich nicht wohl fühlte bei dem Gedanken, dass die Leute an seine spiritistischen Fähigkeiten glaubten.
Um mehr Geld zu verdienen schrieb Houdini ein sechzehnseitiges Heft "Magic Made Easy", wofür sich jedoch kaum jemand interessierte. Auch als er Zeitungen anbot, seine Geheimnisse zu verkaufen, wie er sich aus Handschellen befreien konnte, stiess er auf kein Interesse. So begann er erneut herumzureisen.
Eines Tages riet ihm Martin Beck, der Leiter des Orpheum Circuit, der grössten Kette von Theatern im Westen Amerikas, in seinem Auftritt die Zahl seiner Kunststücke zu reduzieren und sich auf die Befreiung aus Handschellen zu konzentrieren. Von da an ging es aufwärts. Houdini liess sich jeweils am Auftrittsort von Polizisten mit Handschellen fesseln und befreite sich in Anwesenheit von Reportern, die dann in Schlagzeilen von seinen Entfesselungen berichteten. Da er ein Jahr später in New York noch immer an keinem grossen Theater engagiert wurde. entschloss er sich, nach Europa zu reisen. Wenn es ihm gelingen würde, sich in London, Paris und Berlin einen Namen zu machen, würde man ihn auch in New York engagieren.
In London befreite er sich aus Polizeihandschellen und wurde darauf während sechs Monaten engagiert. In Berlin gelang es ihm, sich in wenigen Minuten aus einer von Zimmerleuten zugenagelten Packkiste zu befreien. Daraufhin wurde er der bekannteste Showman in Deutschland. Nach erneuten Auftritten in England und Schottland kehrte er 1905 nach New York zurück, wo er sich ein grosses Haus mit Zauberbüchern, Apparaten und Hunderten von Schlössern, Handschellen und Ketten einrichtete. Mit 38 war Houdini der bestbekannte und bestverdienende Zauber- und Entfesselungskünstler Amerikas.
Ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter führte Houdini ein neues Kunststück, den Gang durch die Backsteinmauer, vor.
1918 zeigte er den verschwindenden Elefanten. In dieser Zeit begann sich Houdini für die Aufdeckung falscher spiritistischer Medien zu interessieren, hoffte aber gleichzeitig, ein echtes Medium zu finden, das mit seiner verstorbenen Mutter kommunizieren könnte. In seinen Vorstellungen begann er, über spiritistische Medien zu sprechen und zeigte eine schwebende Hand, einen schwebenden Tisch und eine schwebende Trompete.
1925 bot Houdini jedem, der einen wahrhaftigen Geist herbeirufen könnte, $ 10'000. Aber es meldete sich niemand.
1926 starb der grösste Entfesselungskünstler aller Zeiten an geplatztem Blinddarm in Folge eines Schlages in den Unterleib.