Goebel
(George Frederick Goebel III)
George Goebel wurde in Baltimore in Maryland geboren und wuchs als Einzelkind eines selbständigen Schneiders auf. Mit 10 Jahren erhielt er einen Zauberkasten. Seine ersten Vorstellungen gab er in der Schule. Er las Zauberbücher, die er in der öffentlichen Bibliothek fand und baute sich die darin beschriebenen Geräte und Apparate selber. Sein Vater half ihm bei der Konstruktion einer Fluchtkiste. 1950 schenkten ihm seine Eltern zum Schulabschluss den Tarbell Course in Magic. George studierte zahlreiche weitere Bücher über die Zauberkunst und besuchte Vorstellungen grosser Zauberkünstler wie Jack Gwynne, Dante und Blackstone.
Er sang, schauspielerte und versuchte sich als Bauchredner. Als Bewunderer von Houdini befasste er sich auch mit der Entfesselungskunst. Sein Hauptinteresse galt jedoch der Zauberkunst. Bereits vor dem 9. Schuljahr trat er dem Magic Pyramid Club bei und wurde 1946 dessen Präsident.
1952 trat er in die Armee ein. Während drei Jahren war er in Japan stationiert. Dort wurde er als der "G.I. Magician" und als "Houdini of Japan" bekannt. Nachdem er erkannt hatte, dass Judo bei Entfesselungen hilfreich war, nahm er Judounterricht und erwarb 1954 den schwarzen Gürtel.
Zu jener Zeit begann sich die Idee für eine grosse, zweieinhalbstündige Illusionsshow im Stil von Blackstone zu entwickeln, die es seit dessen Rückzug von der Bühne nicht mehr gab. Für die Realisierung setzte er sich einen Zeitrahmen von 10 Jahren.
1955 wurde er aus der Armee entlassen. Er arbeitete erneut bei A. T. Jones and Sons Costume Company, dem Geschäft, in dem er bereits 1950 angestellt gewesen war. Im folgenden Jahr trat er mit Entfesselungseffekten in Schulen, bei Kirchenveranstaltungen und Ausstellungen auf.
Mit 25 traf er seine künftige Frau Carole Busby, die er 1957 heiratete. Mit ihr hatte er zwei Söhne.
Mitte der 1960er-Jahre kaufte er aus dem Nachlass des Illusionisten Willard Warmkessel zahlreiche Illusionen und begann mit dem Aufbau einer Illusionsshow. Nachdem er viele anderer Illusionen gekauft und eigene Illusionen konstruiert hatte, stellte er eine Crew zusammen und studierte die Illusionen zu passender Musik ein. Sein Freund August Plitt, von Beruf Architekt, half Goebel bei der Entwicklung der Bühnenbilder und -hintergründe, entwarf sämtliche Promotionsmaterialien und Programme und wirkte auch als Goebels Double in den Shows mit. In einem Ordner hielten sie in zahlreichen Checklisten jede Rolle und Aufgabe der Mitwirkenden, detaillierte Regieanweisungen für alle Kunststücke und Illusionen, jedes Kostüm und jede Choreographie fest. Ausserdem wurden sämtliche Requisitenkisten mit Inventarlisten versehen.
Die Einnahmen aus den Shows deckten die Ausgaben und die Entschädigung der Mitarbeitenden – mehrheitlich Amateure – mehr nicht. Doch Goebel wollte mit seinen Auftritten nicht Geld verdienen, sondern verstand sie als Hommage an die früheren grossen, familienfreundlichen Illusionsshows. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Goebel stets mit dem Kostümgeschäft, das er 1972 von Jones' Sohn Walter übernommen hatte. Die Firma, die Goebel mit seinem Sohn Rick führte, stellte unter anderem Kostüme für Wachsmuseen her und staffierte Opern, Theaterstücke und Musicals mit Hunderttausenden von Kostümen aus.
Bei seinen grössten zweistündigen Shows, die er in grossen Theatern, in Schulen mit geeigneten Bühnen und an Zauberkongressen zeigte, waren 30 Mitwirkende beteiligt, 15 Tauben, 9 Kaninchen, 5 Enten, 2 Hühner, eine Ziege und 60 Kisten mit Illusionen, die in einem 7 Meter langen Lastwagen transportiert wurden.
Im Laufe der Jahre legte sich Goebel eine grosse Sammlung von Requisiten, Kostümen, Plakaten, Briefen etc. von berühmten Zauberkünstlern wie Houdini, Thurston, J. N. Hilliard, Adelaide Herrmann, The Great Virgil, Kellar, Tampa zu.
BiografieRAUSCHER. W. V. Goebel. The man with the magicval Mind. Martinka, Midland Park, Neq Jersey, 2010