1930-2024 (CH)

De Merry, Jean

(Jean Graf)

Jean Graf wurde als zweiter von zwei Jungen in Genf in der Schweiz geboren, wo er sein ganzes Leben verbrachte.

Sein Vater war Schauspieler und Komödiant in einer Theatertruppe. Als er im Alter von zehn Jahren einen Zauberkasten erhielt, begann er sich für die Zauberei zu interessieren. Er studierte die Zauberbücher in der örtlichen öffentlichen Bibliothek, darunter einige Klassiker in französischer Sprache wie Rémy Ceilliers „Manuel pratique d'illusionnisme et de prestidigitation“, Roger Barbauds „Prestidigitation et magie blanche“.

Sein ganzes Taschengeld gab er für Tricks der Academie de Magie von Professeur Rex in Genf aus. Er lernte einen alten Amateurzauberer, Chardec, kennen, der Manipulationen mochte und ihm einige Lektionen mit Münzen, Seilen und Karten gab und ein guter Mentor für ihn war. Für seinen ersten (kostenlosen) öffentlichen Auftritt nahm er denselben Künstlernamen an wie sein Vater, änderte jedoch die Schreibweise. Der Künstlername seines Vaters war André Demairy. Jean wurde Jean de Merry. Zu jener Zeit war er 14 Jahre alt und arbeitete für eine Wohltätigkeitsorganisation. Die meisten seiner Requisiten waren notgedrungen selbstgemacht. Seinen Eierbeutel nähte er mit der Nähmaschine seiner Mutter, die Eier waren aus Holz und weiss bemalt.

Im Alter von 16 Jahren wurde er das jüngste Mitglied des Club des magiciens de Genève (CMG), des ältesten Schweizer Zauberclubs, der 1929 von Pro-fesseur Magicus (Adolphe Blind) gegründet worden war. Er wurde ein Freund dessen Tochter Magiquette und hatte das grosse Vergnügen, Blinds berühmtes Haus "Villa Magica" mit einer wunderbaren Bibliothek und Werkstatt zu besuchen.

Einige Jahre später wurde er Sekretär des CMG, dann drei Jahre lang Präsident. 1952 gründete er MAGICUS, eine kleine Zeitschrift für den Club, von der er in einem Jahr sechs Ausgaben herausbrachte. Danach hörte er damit auf, da er mit der ganzen Arbeit allein gelassen wurde.

Eines Abends sah er in einem kleinen Theater in Genf einen (in Genf geborenen) sehr guten internationalen Bauchredner namens Thot. Er hatte viele Länder in Europa bereist und trat auf Französisch und Deutsch auf. Für Jean war es eine Offenbarung. Er hatte die Gelegenheit, Thot zu besuchen, und dieser bot ihm freundlicherweise an, ihn in der Kunst des Bauchredens zu unterrichten. Nach vielen Enttäuschungen baute Jean seine erste Puppe – aus Pappe! Einige Monate später gab er eine Vorstellung für seine Familie und Freunde. Es war kein unmittelbarer Erfolg, aber er arbeitete weiter hart an der Bauchrednerei. Seine erste bezahlte Vorstellung gab er im Alter von 16 Jahren für den Lyoner Club im Hotel du Rhône in Genf.

Nach dem Schulabschluss besuchte er die Technische Schule für Uhrmacher in Genf. Nach 4 Jahren, nachdem er sein eidgenössisches Diplom erlangt hatte, trat er in eines der berühmtesten Uhrmacherunternehmen ein, Patek & Philippe. Dort lernte er eine sehr nette Dame kennen, seine zukünftige Frau. Ein Jahr später heirateten sie. 1952 nahm er am Wettbewerb des Internationalen FISM-Kongresses in Genf teil. Acht Teilnehmer aus Ländern wie Frankreich, USA, Italien usw. traten in der Kategorie Bauchreden an. Er gewann den ersten internationalen Preis mit Goldmedaille. Drei Jahre später, nach vielen beruflichen Engagements, wurde er von der Association française des artistes illusionnistes (AFAP) in Paris zum "Maître Magicien" (Meister der Zauberkunst) ernannt.

1953 begann er, durch Europa zu touren und trat in Clubs, Music-Halls, Varietés usw. auf. In den folgenden Jahren hatte er das Vergnügen, in zahlreichen Shows aufzutreten und mit vielen europäischen Zauberstars wie Pavel, Fred Kaps, Richard Ross, Ali Bongo, Chu Chin Fu usw. im Fernsehen aufzutreten. Dann ging er auf eine Nordafrika-Tournee, gefolgt unter anderem von Tourneen in Frankreich und der Schweiz mit dem "Festival de la Magie", "Festival de l'illusion" usw. Er hatte die Ehre, für einige gekrönte Häupter Europas aufzutreten, wie die Grossherzogin von Luxemburg, die Fürstenfamilie von Monaco, den Prinzen von Savoyen (Italien), die Prinzessin von Balkani usw. Er hatte auch die Gelegenheit, seine Show für eine Party für die kranken Flieger der RAF in einer Klinik in Leysin (Schweiz) zu geben, die von Charlie Chaplin selbst geleitet wurde, der zu jener Zeit in der Schweiz lebte.

Um seine magischen Programme zu verändern, schuf er 1958 eine orientalische Darbietung mit dem Künstlernamen „Chang Li“, der „Magier des Kaiserreichs von Céleste“. Erarbeitete mit Perlen, Rauch, chinesischen Luftschlangen und allen Arten von „chinesischen“ Gegenständen. Mit dieser Nummer und seiner Bauchrednernummer war er einige Jahre auf Tournee. Ein interessantes Projekt war die Unterhaltung von Passgieren an Bord des berühmten europäischen Zuges, des alten Orient-Expresses, in Frankreich.

Nach vielen Jahren des Weltenbummelns beendete er seine Vollzeitreisen, um mehr Zeit mit seiner Frau und seinen verbringen zu er zwei Söhnen im Teenageralter. Verbringen zu können Er arbeitete weiterhin als Semiprofi in Clubs, bei privaten Veranstaltungen, Geburtstagsfeiern usw. Bauchreden war nach wie vor seine Spezialität, aber auch Zauberei und Luftballons kamen hinzu. Als semiprofessioneller Künstler hatte er mehr freie Zeit. So konnte er sich einen alten Traum verwirklichen, nämlich ein Buch über Zauberei und Bauchreden zu schreiben. 1971 veröffentlichte er sein erstes Buch über Bauchreden „Je suis ventriloque“ (Ich bin Bauchredner), das sich wachsender Beliebtheit erfreute, da es das einzige in französischer Sprache geschriebene Buch über Das Bauchreden in 25 Jahren war. Da es sich um ein öffentliches Buch handelte, verkaufte sein Verleger 25.000 Exemplare des Buches.

Er schrieb und beschrieb auch Tricks und Tipps in magischen Zeitschriften wie dem Linking Ring und verfasste Artikel für Newsy vents, das Organ der North American Association of Ventriloquists. Für seine Beiträge in dieser Zeitschrift erhielt er einen „Golden Award“. Er schrieb regelmäßig für La Revue de la prestidigitation und hatte eine regelmäßige Kolumne in Hokus-Pokus, dem offiziellen Organ des Magischen Ringes der Schweiz. Er verfasste auch das Kapitel über das Bauchreden in der „Histoire de la prestidigitation“ von Max Dif.

Nach seinem ersten Buch über Bauchreden vefasste er 11 weitere Bücher über Magie und Bauchreden, die alle in Frankreich von seinem guten Freund Jean-Pierre Hornecker, dem Gründer und Inhaber der „Editions techniques du spectacle“, herausgegeben wurden. Alle seine Bücher befinden sich in der Schweizerischen Nationalbibliothek. 1983 wurde er von der französischen Regierung zum „Officier du Mérite Artistique et Social“ ernannt, eine Auszeichnung im Bereich „Kunst und Kultur“.

1980 gründete er mit vier seiner engen Freunde, Rob-Suvac, Tony Yann, Pavel und Geo Ray, eine Zaubergruppe gegründet, „Le Cénacle Magique 5“. Die Definition dieser exklusiven Gruppe ist im „Who's Who in Magic“, von Dr. Whaley zu finden. Während zwanzig Jahren hielt die Gruppe eine eintägige Jahrestagung ab, die einzige ihrer Art in der Schweiz.

1988 wurde er zu Ehrenmitglied des Magischen Ringes der Schweiz ernannt.

Jean Graf liebte es, Bücher (vor allem über Bauchreden), Plakate, Münzen und alle Gebiete der Magie zu sammeln. Er besass über 3000 Bücher, Broschüren, Seminarhefte usw. über Magie, Bauchreden, Mentalismus und andere magische Themen.

Er war Mitglied zahlreicher magischer Vereine, The Magic Circle of London (AIMC), I.B.M (Order of Merlin-Excalibur). S.A.M, Magicol, AFAP (Paris), Psychic Entertainers Association, Mindon Mania (französischer Verband der Mentalisten) usw. Als Mitglied des Magic Circle of London wurde er mit dem Status "Associate of the Inner Magic Circle" mit Silberstern ausgezeichnet.

Jean de Merry verfasste

"Entre vous et moi" (1952),

"Je suis ventriloque" (1972)

"Ventriloquie pour magiciens" (1980),

"La présentation des spectacles" (1981),

"Spectacles magiques pour enfants" (1982),

" Petite encyclopédie du sac à l’œuf" (1982),

"Petite encyclopédie des bambous chinois" (1985),

"Petite encyclopédie des tirages" (1987),

"Textes et routines pour tours standards" (Deux volumes, 1990)

"Attractions visuelles de complément "(1994),

"Comment devenir ventriloque" (1997),

"Regardez! Il'n'y a rien à voir" (2006),

"Dictionnaire de la prestidigitation" (2006, avec André Ciocca und James Hodges).