Cantarelli
Als Sohn eines deutschen Kaufmannes wurde Cantarelli in Curityba/Brasilien geboren. 1912 ging die Familie wieder nach Deutschland zurück und er wuchs in Berlin auf. Max Mundts Interesse für die Zauberkunst soll sich schon früh gebildet haben. Im Alter von 10 Jahren hatte er seinen ersten Auftritt im Waldpark im Berliner Grunewald, mit 17 war er bereits ein sehr guter Zauberkünstler. Der Junge Cantarelli hatte jedoch nicht viel Erfolg im von Zauberkünstlern übersäten Deutschland, und so inspirierte ihn sein Freund Horster, wieder zurück nach Brasilien auszuwandern, wo die Aussicht auf Erfolg grösser war. In den Deutschen Kolonien Brasiliens hatte er die erhofften Erfolge. Bei einer Veranstaltung lernte Max dort auch seine spätere Frau und Bühnenpartnerin "Iracema" kennen und lieben.
Iracema, eigentlich Donna Irasema, entstammte ebenfalls einer deutschen Familie deren Wurzeln in Dresden lagen. Er baute sich eine eigene grosse Schau auf und ging mit dieser in Brasilien erstmals auf Reisen, einige Zeit später auch in benachbarten Ländern. Da er sich für philosophische und okkulte Fragen interessierte, reiste er nach Indien, wo er in Bombay der philosophischen Gesellschaft "Bombay Yoghi" beitrat.
Um 1926 lernte er den deutschen Zirkusdirektor Hans Stosch – Sarrasani kennen, als dieser sich mit seinem Unternehmen auf Südamerikareise befand. Schnell wurde daraus eine Freundschaft, die ihm Jahre später auch in Deutschland zum Erfolg verhalf.
1933 brachte er seine Revueschau nach Deutschland und ging unter anderem mehrmals für die NS-Veranstaltung "Kraft durch Freude" auf grosse Deutschland-Tour. In den Kriegsjahren tourte er als Frontschau für die Soldaten. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges floh er bei Nacht und Nebel zurück nach Brasilien, wo er von nun an ein ruhiges Privatleben auf seiner eigenen Ranch führte. Er züchtete Enten und Gänse am Standrand von Rio.
Das Showgeschäft liess Cantarelli jedoch nicht los, und so baute er sich nach und nach wieder eine neue Show auf, mit der er wenig später erneut durch Europa tourte. Der erhoffte Erfolg wie in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg blieb jedoch aus, seine gesamten Requisiten wurden vom Zoll beschlagnahmt. Völlig verarmt kam er schliesslich um 1959 wieder in Berlin an, wo er mit falschen und auch ominösen Leuten und Geschäften in Kontakt kam. Der alte Showman Cantarelli hatte dennoch erneut den Mut, eine neue grosse Schau in Berlin auf die Beine zu stellen. Als er auf der Ostdeutschen Seite Berlins in die Fänge der DDR Justiz und Staatssicherheit geriet, zerschlugen sich jedoch seine Pläne. Wegen eines angeblichen "Devisenverbrechens" wurde er zu 10 Jahren Zuchthaus in Berlin verurteilt und schliesslich ins berüchtigten Stasi–Zuchthaus "Gelbes Elend" in Bautzen/Sachsen gesteckt. Schliesslich kaufte die BRD den einstigen Starillusionisten für 10‘000,- DM frei.
Der verarmte und greise Alfredo Cantarelli versuchte nochmals eine neue Show zusammenzustellen, bekam jedoch niederschmetternde negative Presse und Publikumskritiken. Dies war das endgültige Ende des grossen Cantarelli, dessen Finger einst mit 100‘000 Dollar versichert waren.
Im Jahre 1971 zog Cantarelli allein nach Köln, nachdem er in Berlin alle Zelte abgebrochen hatte, und in diesem Jahr meldete er sich auch letztmalig in der öffentlichkeit. Die Bildzeitung vom 9.6.1971 brachte damals einen letzten Artikel, mit der überschrift "Brasilianischer Professor sucht jetzt in Deutschland Frau fürs Leben", doch statt eine positive Berichterstattung machte sich der ehemalige bekannte Illusionist hier eher lächerlich. Der erhoffte Erfolg, endlich wieder eine Frau fürs Leben zu finden" blieb aus und schliesslich verstarb Alfredo Cantarelli alias Maximilian Emil Mundt am 1. November 1975 im Alter von 70 Jahren als mitteloser und unbekannter Bürger in Köln.
Mit freundlicher Genehmigung, Auszug aus dem Forschungsergebnis von Jens-Uwe Günzel, Dokumentation Cantarelli, 1998-2009 Quelle: Cantarelli Forschung Jens-Uwe Günzel, D- 09456 Annaberg-Buchholz