1934-2019 (USA)

Brodien, Marshall

In der Zeitschrift Magic wurde Marshall Brodien als einer der hundert amerikanischen Zauberkünstler aufgeführt, welche die Zauberkunst im Amerika während des zwanzigsten Jahrhunderts massgeblich beeinflusst hatten. Zahlreiche Amerikaner kamen durch seine über 15 Millionen mal verkauften TV Magic Cards zum ersten Mal mit der Zauberkunst in Berührung. Dank seiner Marshall Brodien Magic Company, die immer wieder neue Zauberkästen auf den Markt brachte, die über das Fernsehen vermarktet wurden, begeisterten sich Millionen von Zuschauern für die Zauberkunst.

Marshall Brodien wuchs als zweiter Sohn bei seineN Eltern und Grosseltern in Chicago auf. 1951 verliess sein Vater die Familie und kehrte nach sechs Jahren wieder zurück. Mit 57 Jahren starb er bei einem Arbeitsunfall.

Bereits in der Primarschule sah Marshall eine Zaubervorstellung, die ihn so sehr faszinierte, dass er danach sein ganzes Taschengeld für Zaubertricks ausgab. Schon bevor er zehn war, gab er für Nachbarn Vorstellungen, für die er Eintrittsgeld verlangte. Das verdiente Geld gab er in Joe Bergs Fachgeschäft aus, wo er sich häufig an Samstagnachmittagen aufhielt und lokale Zauberkünstler kennenlernte.

1948 zeigte er in einem Spielsalon, in dem auch Zaubertricks verkauft wurden, einem Kunden, wie ein Trick vorzuführen war. Daraufhin wurde er vom Besitzer des Geschäfts angestellt und arbeitete dort während fast einem Jahr vom späten Nachmittag bis in den Abend sowie Samstags und Sonntags, demonstrierte und verkaufte Tricks. Mit 14 stellte er Trickkarten für eine Version des Kümmelblättchens her, die er über ein kleines Büchergeschäft verkaufte.

Nach dem Umzug und der Wiedereröffnung des erweiterten Spielsalons "Treasure Chest", wo auch Bücher, Schallplatten, Spielsachen, Schmuck und Souvenirs verkauft wurden, arbeite Marshal Brodien weiterhin als Vorführer und wurde immer öfter für Engagements bei Kindervorstellungen usw. angefragt. Nachdem er 1950 einen Talentwettbewerb in einem Theater gewonnen hatte, wurde er für Vorstellungen in Schulen engagiert. Daraus ergaben sich weitere Engagements. Mit 15 verschaffte ihm ein Stammkunde des Spielsalons einen Führerschein. Ein Arbeitskollege brachte ihm das Fahren bei.

Mit 16 ging er von der Schule ab und begann vollzeit im Zaubergeschäft zu arbeiten.

Im Sommer 1951 arbeitete er in einem Vergnügungspark, wo er 20 Vorstellungen am Tag gab. Auch Im nächsten Sommer trat er dort auf und begleitete danach die Künstlertruppe zur Landesausstellung in Toronto, Otttawa und Quebec.

1953 trat Marshall Brodien in einem Werbespot im Fernsehen für den inzwischen vergrösserten und mit dem "Chicago Magic Center Pro Shop" erweiterten Treaure Chest auf. Sein Auftritt kam so gut an, dass er Anfragen für Werbespots für eine Möbel- und eine Autofirma erhielt. Im Sommer arbeitete er wieder im Vergnügungspark, wo er das Feuerspucken und Schwerschlucken erlernte.

Danach gab er die Arbeit im Treasure Chest auf und trat während drei Monaten in einem Nachtclub in Cicero als Vertretung für Senator Clark Crandall auf. Nach dessen Rückkehr wurde er weiter beschäftigt und arbeitete gleichzeitig auch im Vergnügungspark, wo er inzwischen das Feuerspucken in seine Nummer integriert hatte.

Während sechs Wochen ging er mit einem Tierzirkus auf Tournee. Nachdem der Nachtclub von einem Tag auf den Anderen in ein Stripteaselokal umgewandelt worden war, wurde er in einem anderen als Barmagier engagiert und zeige hinter der Bar auf einer kleinen Bühne auch einige Illusionen.

Mit 22 wurde er in die Armee eingezogen, wo er bald als Zauberkünstler, Hypnotiseur und Feuerspucker bei den Unterhaltungstruppen arbeitete und während seiner zweijährigen Dienstzeit insgesamt über 500 Vorstellungen gab.

Nach seinem Austritt aus der Armee trat er bis 1960 im Boston Nocturne Club, einem Nachtclub in Chicago auf, die ersten fünf Monate mit einer Hypnosenummer, danach auf der inzwischen ausgebauten Bühne mit einer Zaubershow, in der er unter anderem auch die Besenschwebe vorführte. 1960 übernahm er den Club und benannte ihn in Mystic Club um. Ein Jahr später verkaufte er den Club und widmete sich ganz seinen Auftritten. Als ein Hypnotiseur im Cairo Supper Club, einem angesagten Club mit Kerzenlicht, Plüschsellsen, Essen, Tanzmusik, Hypnoseshow, Musikclownsseine Stelle kündigte, sprang Marshall ein.

Im gleichen Jahr wurde er von der Fernseh-Showtruppe für die Kindersendung "Bozo's Circus" für ein Musikfestival engagiert. Seine 35-minütige Show wurde von fast 70 Tausend Besuchern gesehen, woraus sich zahlreiche weitere Engagements bei grossen Publikumsveranstaltungen ergaben.

1964 spielte er seine dritte Saision im Cairo Supper Club, wo er zweimal pro Abend mit einer Hypnoseshow auftrat. Im gleichen Jahr wurde der Nachtclub durch einen Brandanschlag zerstört. Marschall beschloss darauf, vermehrt als Zauberkünstler aufzutreten. Bis 1994 trat erwährend 26 Jahren in der "Bozo Show" im Fernsehen als "Wizzo the Wizard" auf und gab dabei rund 3000 Vorstellungen. Die beliebte Kindersendung lief danach noch 7 Jahre weiter, bevor sie 2001 endgültig eingestellt wurde.

Neben den Auftritten in Bozo's Circus fand Marshall Brodien Zugang zu Tradeshows und arbeitete für grosse Firmen. Dabei trat er stets auf einer Bühne auf, arbeitete mit einer Assistentin und zeigte dabei 1965 erstmals sogar eine Illusion.

1968 hatte er in Bozo's Circus als Wizzo the Wizard wöchentliche Auftritte im Fernsehen, 1969 mehrere Auftritte pro Woche.

1969 bis 1971 verkaufte er mit seinem Geschäftspartner Rick Carey über Fernsehwerbung in ganz Amerika 135'000 Svengalispiele als "TV Magic Cards". Mit Unterstützung einer Werbeagentur verkaufte er dann fast eine Million weitere Svengalispiele. Nach diesem Erfolg wurde ein Werbespot für Stripper Decks gedreht und über 200'000 davon verkauft. Darauf folge ein Werbespot für ein Becherspiel aus Plastik, gefolgt von einem Zauberkasten mit einem Dutzend Tricks. Der finanzielle Erfolg führte zur Gründung der Firma TV Magic Ltd. Ende 1974 zahlte Rick Carey Marshal Brodien aus und übernahm die Firma, Marshal war weiterhin als Berater tätig.

1975 eröffnete Marshall einen Magic Shop im Old Chicago Themenpark, verkaufte ihn jedoch bald an Billy Bishop. 1976 kaufte er ein Restaurant.

1978 wurde Bozo's Circus per Satellit übertragen und Millionen von Zuschauern sahen die Sendung.

1979 kaufte er mit Partnern der Werbeagentur die vom Bankrott bedrohte Firma TV Magic Ltd. zurück und nannte sie in Marshall Brodien Magic Company um. Nach der Schaltung von neunen Fernsehwerbespots realisierte die Firma im ersten Jahr einen Gewinn von $ 300'000. Marshall produzierte unter anderem auch ein "Siegfried & Roy Spectacular Magic Set", vom dem Zehntauschende von Exemplaren verkauft wurden

In den 1980er-Jahren verkaufte Marshall Brodien über einem Home Shopping Kanal tausende von Zauberkästen pro Sendung.

1985 verpachtete er sein Restaurant und steckte mehr Zeit in die Entwicklung und den Verkauf neuer Zauberkästen.

1988 investierte er in den Nachtclub ToTo's, der neben Tanzmusik ein Unterhaltungsprogramm mit Zirkusattraktionen, Artistiknummern, und Zauberkünstlern bot. Bereits nach einem Jahr blieben jedoch die Besucher aus und Marshall Brodien zog sich aus dem Geschäft zurück.

Nachdem 1991 der Verkauf über die Marshall Brodien Magic Company stark zurückgegangen war, zahlte er seinen Partner aus und schloss Geschäfte mit Warenhausketten ab, die seine Produkte verkauften. 1992 bis 1994 trat er erneut als Wizzo in der inzwischen in Bozo Show umbenannten Bozo's Circus Show auf. Er verkaufte sein Geschäft und schloss mit einer Spielwarenkette einen Fünfjahresvertrag ab, der garantierte, dass seine Zauberkästen weiterhin unter seinem Namen verkauft wurden.

1997 kreierte er einen neunen Zauberkasten für Siegfried & Roy, der während der folgenden sechs Jahren deren meistverkaufter Artikel war. Er war ebenfalls an der Herstellung von Tricksets und Zauberkästen für Lance Burton beteiligt.

Marshall Brodien starb im Alter von 84 nach einem mehrjährigen Kampf gegen Alzheimer.

Biografie


MOEHRING, J. The Magical Life of Marshall Brodien. McFarland & Company, Inc. Jefferson, North Carolina, and London, 2007