Alexander
(Claude Alexander Conlin)
Claude Alexander Conlin wurde als Sohn eines nach Amerika ausgewanderten irischen Arztes in Hanson County, Dakota als erstes von drei Geschwistern geboren.
Neben seiner Lieblingsbeschäftigung, Jagen und Fischen, interessierte sich Conlin bereits als Teenager für die Zauberkunst, unter anderem studierte er Hoffmann's "Modern Magic". Nachdem er kurz vor seinem Schulabschluss von einer katholischen Schule geflogen war, machte er sich auf, die Welt ausserhalb seins Wohnortes zu entdecken. In Lily Dale kam er zum ersten Mal in Berührung mit spiritistischen Séancen, Geisterschriften, Entfesselungen und anderen Tricks der spiritistischen Bewegung. In Seattle hörte er vom Goldrausch in Alaska und machte sich auf, um dort sein Glück zu suchen.
1897 kam er in Skagway an, wo er sich dem kriminellen Jefferson Randolph Smith anschloss, der den Goldgräbern als Zuhälter, mit Falschspielen und Einschüchterungen ihr Gold abnahm, wobei seine Bandenmitglieder auch vor Mord nicht zurückschreckten. 1898 starb Smith bei einem Duell mit einem Mann namens Frank Reid, bei dem beide Schützen starben. Wie die Untersuchung durch Ärzte zeigte, war Smith jedoch nicht von Reid sondern von einem anderen Schützen erschossen worden, mutmasslich von Conlin. Nach dem Tod von Smith ging Conlin nach Dawson, wo er erstmals als "Medium" zu arbeiten begann.
1902 kehrte er nach Seattle zurück, entschlossen, eine Karriere als Zauberkünstler zu machen. Dazu nahm er den Namen "Alexander der Grosse" an und begann, eine Nummer auszuarbeiten. Im gleichen Jahr heiratete er Jessie M. Cullen, von der er sich jedoch bereits 1903 wieder scheiden liess. Vom Erfolg Houdinis inspiriert, stellte Conlin eine Entfesselungsnummer zusammen und trat damit in kleinen Theatern auf. Da die Konkurrenz gross war, brauchte er etwas Neues, um Erfolg zu haben. Mit der erst 14-jährigen Ethel Lyman, die davon träumte, Schauspielerin zu werden, reiste er nach Oakland, wo die beiden Ethel als achtzehnjährig ausgaben und heirateten. Zusammen traten sie mit einer Entfesselungsnummer auf, 1906 gebar Ethel in Los Angeles Claude Conlin Junior. Conlin ging mit Frau und Kind wieder auf Reisen, erweitere seine Show mit mehreren Assistenten und führte unter anderem auch Illusionen wie die Asrah-Schwebe vor.
Ein Ereignis in El Paso sollte sein Leben verändern: infolge eines Blizzards traf sein Gepäck nicht rechtzeitig am Auftrittsort ein. Conlin besorgte sich kurz entschlossen ein paar Hilfsmittel und führte eine ganze Abendvorstellung nur mit mentalen Effekten, Hellsehen und Gedankenlesen durch. Nach einem grandiosen Erfolg sagte er sich, dass er all seine bisherigen Requisiten gar nicht brauche, und liess das meiste davon nach Los Angeles zurückbringen. Conlin reiste von da an allein und traf in San Francisco die 17-jährige Della Martell, die er 1907 heiratete, obwohl er immer noch mit Ethel verheiratet war. Um sich einer allfälligen Klage wegen Bigamie zu entziehen, reiste er nach Osten. Ihre Gedankenlesenummer ergänzten die beiden mit privaten Séancen und "Beratungen". Conlin nahm den Namen "Astro" an.
1908 kehrten sie nach San Francisco zurück, wo sie private Sitzungen abhielten und Bühnenvorstellungen gaben. 1909 eröffnete er als "Astro, the White Mahatma of India" "Astro's Parlor", wo er private Beratungen abhielt. Durch einen Schwindel brachte er einen Ratsuchenden um $ 5'000, wofür er wegen schwerem Diebstahl und Trickbetrug verhaftet, jedoch nach Bezahlung einer Kaution von $ 3'000 und Rückerstattung des Geldes wieder auf freien Fuss gesetzt wurde. Ethel Conlin sah die diesbezüglichen Schlagzeilen in der Zeitung und meldete der Polizei in San Francisco, dass Conlin ihren Sohn hatte entführen lassen. Der Sohn wurde zurückgebracht, durch die Geschichte hatte jedoch Ethel erfahren, dass Conlin schon mit einer anderen Frau verheiratet war, von der er behauptet hatte, sie sei bei der Geburt seines Sohne gestorben. Della Martell liess sich daraufhin von Conlin scheiden. Wegen weiterer Schwindeleien wurde Conlin wiederholt verhaftet und nur gegen Kaution wieder freigelassen. Da er befürchtete, wegen mehrerer Vergehen verurteilt zu werden, verliess er San Francisco und erschien nicht zur Gerichtsverhandlung, worauf er zur Verhaftung ausgeschrieben wurde.
1910 bis 1914 war Conlin auf der Flucht, reiste durch das Land, zeigte sporadisch seine Gedankenlesenummer und führte private Sitzungen durch. Im Februar 1914 wurde er in San Francisco verhaftet, jedoch wieder freigelassen, nachdem er eine Kaution von $7'500 bezahlt hatte. Nach der Gerichtsverhandlung wurde Conlin nach Bezahlung einer ungenannten Summe freigelassen.
Im Herbst 1914 wurde aus "Alexander dem Grossen" "Alexander the Man who Knows". 1915 heiratete er die 22-jährige Lillian Bartlett, die Musik und Gesang studiert hatte und als "Lillian Marion" in seiner Show auftrat. Ausserdem engagierte er die 19-jährigen Zwillinge Marguerite und Marie Johnson, die in klassischem Tanz und Ballett ausgebildet waren. Zwischen 1915 und 1921 reiste Conlin mit seiner abendfüllenden Show durchs Land. Seine Vorstellungen wurden durch Farbplakate mit Schriftzügen wie "Alexander. Crystal Seer. Knows All, Sees All, Tells All" und Alexander. The Man who Knows" angekündigt. Die Vorstellung umfasste im ersten Teil viele klassische Kunststücke wie den verschwindenden Spazierstock, den Fischfang aus der Luft, den Ring im Siebenfachen Kästchen, die Verschwindenden Enten, die Asrah Levitation usw., im zweiten Teil zeigte er in "indischem" Kostüm seine Hellseh- und Gedankenlesenummern, bei der er von Zuschauern notierte Fragen "hellsah" und beantwortete.
Ab 1920, als viele Künstler ihn zu imitieren versuchten, bot Conlin einige seiner Effekte zum Verkauf an, 1921 gab er das Buch "The Life and Mysteries of the Celebrated Dr. Q" heraus, in dem er die von ihm angewandten Methoden beschrieb. In Davenport, Iowa verlor er bei einem von einem Brandstifter gelegten Feuer fast sämtliche Requisiten. Er liess darauf in Los Angeles alles nachbauen und ging im Herbst des gleichen Jahres mit einer auf die Bedürfnisse von Vaudeville Theatern angepassten Show auf Tournee und trat bis 1924 in ausverkauften Häusern auf. In der zweiten Hälfte des Jahres 1924 erholte sich Conlin in los Angeles und stellte seinen fünfbändigen Psychologie-Kurs "The Inner Secrets of Psychology" ("Creative Thought Power", Personal Magnetism", "Psychology of Sex", "Psychology of Health", "Astral Plane Phenomena") fertig. Der grösste Teil der 900 Seiten stammte nicht von Conlin, sondern bestand aus Auszügen aus vielen verschiedenen Büchern. 1924 verdiente Conlin mit seinen Auftritten und dem Verkauf seiner Bücher rund $ 240'000.
1925 reiste er in den Mittleren Osten und publizierte das Buch "Oriental Wisdom".
1926 wurde Conlin verhaftet, weil er dem Ölmillionär G. Allan Hancock Drohbriefe geschrieben hatte, in denen er ihm androhte, eine unmoralische Liaison mit einer Dame publik zu machen, wenn ihm Hancock nicht $50'000 bezahle. Nach Bezahlung einer Kaution von $50'000 wurde Conlin freigelassen. Bei der Gerichtsverhandlung wurde die Anklage plötzlich fallengelassen, mutmasslich weil Conlin den Anwalt bestochen hatte. Conlin trat als freier Mann erneut auf bis Mitte 1927, als er sich als mehrfacher Millionär zur Ruhe setzte.
1928 wurde er verhaftet, weil er 1924 seine Steuern - über $30'000 - nicht bezahlt hatte. Auf Kaution freigelassen bekannte sich Conlin schuldig und bezahlte die ausstehenden Steuern und eine zusätzliche Busse.
1929 liess sich Lillian, die 14 Jahre mit ihm verheiratet gewesen war, von ihm scheiden. Conlin verbrachte seine Zeit mit Jagen und Fischen und schmuggelte in der Prohibitionszeit mit einem extra dafür gebauten Schnellboot Whisky nach Kanada, wobei er eines Tages von der Kanadischen Küstenwache erwischt und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Kurz nach seiner Einlieferung klagte er über Magenschmerzen und wurde in die Pflegeabteilung verlegt, wo der Arzt Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium diagnostizierte. Kurz Zeit später wurde Conlin entlassen, um seine letzte Tage in Freiheit zu verbringen. Conlin hatte jedoch einen Wärter und möglicherweise auch den Arzt bestochen, damit er dank der Fehldiagnose freikam. Er kaufte ein grosses Haus in Seattle, wo er jedoch nie wohnte, sondern den Wärter als Verwalter anstellte. Conlin kehrte in sein Haus in Los Angeles zurück.
1930 heiratete er Grace Coughlin, 1934 wurde er wieder von ihr geschieden. 1934 brannte sein Anwesen an der Nordwestküste Washingtons nieder. 1944 verkaufte er all seine Requisiten, Bücher und Plakate, insgesamt mehrere Tonnen Material, an Robert Nelson in Columbus, Ohio. Nelson bot in den darauf folgenden Jahren die Plakate und Bücher sowie eine Neuauflage des Dr. Q-Buches zum Verkauf an.
1951 kaufte Leon Mandrake die Alexander Show und die Rechte, unter dem Namen C. Alexander aufzutreten. Ab 1956 trat Mandrake mit grossem Erfolg unter dem Namen Alexander auf, merkte jedoch bald, das es äusserst anstrengend war, eine Show mit dem Beantworten von Fragen zu präsentieren und es nicht leicht war, in Conlins Fussstapfen zu treten. Er nahem daher für den Rest seiner Karriere erneut den Namen Mandrake an.
Conlin ging seiner Lieblingsbeschäftigung des Jagens und Fischens nach und absolvierte einen Kurs für Fotografen. Das neu erlernte Handwerk setzte er für die Herstellung und den lukrativen Verkauf von "Kunst"-Kalendern mit Aufnahmen von nackten Frauen ein.
1954 wurde er wegen starker Magenschmerzen ins Spital eingeliefert, wo ein Magengeschwür operiert wurde. Drei Tage später verstarb er an einer schweren Magenblutung.
Biografie
CHARVET, D., POMEROY, J. Alexander The Man Who Knows